Der Verkauf über Social-Media-Kanäle und somit Social Commerce haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Nebst vielen jungen Influencern und Startups nutzen diese Digital-Marketing-Methode inzwischen auch etablierte Unternehmen und KMU. Denn während die Klickpreise für Suchanzeigen wie Google Ads immer teurer werden, hat sich Social Commerce als eine beliebte Alternative etabliert.

In diesem Artikel erfährst du, was Social Commerce ist und welche Möglichkeiten es gibt.

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Was ist Social Commerce?

Social Commerce ist eine Methode, um Produkte und Dienstleistungen über Social Media zu verkaufen und zu vertreiben. Dabei werden die Produkte oft über Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram und TikTok verkauft. Social Commerce ist ein Teil von eCommerce (elektronischer Handel). Dieser beinhaltet den ganzen Bereich des Vertriebs von Produkten und Dienstleistungen über das Internet. Damit kann Social Commerce (S-Commerce) auch als Schnittmenge zwischen Social-Media-Marketing und eCommerce verstanden werden.

Erfahre mehr über die 17 E-Commerce Trends.

 

Wie funktioniert Social Commerce?

Der Verkauf über die bekanntesten Social-Media-Kanäle funktioniert bei allen ähnlich. Zuerst wird ein Unternehmensprofil erstellt sowie auf den eigenen Webshop verlinkt. Anschliessend werden Kataloge mit Produkten kostenlos angelegt. Die Kundschaft kann dann direkt das gewünschte Produkt kaufen (Direct Checkout) oder sie werden direkt zum Produkt im eigenen Webshop weitergeleitet. Die Direct Checkout-Funktion ist meist erst in den USA verfügbar. Auch bieten viele Plattformen an, Produkte in den eigenen Social-Media-Posts zu markieren. Mit einem Klick oder Fingertippen erscheint dann das Produkt mit weiteren Informationen.

Der Hauptkern von Social Commerce ist, Produkte und Dienstleistungen auf Social Media zu bewerben und bekannt zu machen. Dabei werden Inhalte über die zu verkaufenden Produkte und Dienstleistungen auf den Social-Media-Kanälen veröffentlicht. Das übergeordnete Ziel ist dabei, Verkäufe zu generieren.

Nebst einem Produktkatalog werden organische Posts über die eigenen Produkte und Marken veröffentlicht. Da die Reichweite dadurch eher gering ist, können gezielt Werbeanzeigen (Social Ads) publiziert werden. Entweder indem der organische Post gesponsert wird oder es wird eine komplett neue Werbeanzeige erstellt und ausgespielt. Letztere Variante ist mehrheitlich effektiver, dafür aufwendiger.

 

Das Potenzial

In den vergangenen Jahren haben die Nachfrage und der Verkauf über das Internet stark zugenommen. Denn gemäss der Onlinehändlerbefragung sind 9 von 10 Online-Shops gewachsen. Wichtiger dabei werden das eigene Branding und die Bekanntheit. Dadurch werden die Unternehmen in den Suchmaschinen direkt gesucht. Denn die Klickpreise für Suchanzeigen wie Google Ads werden immer teurer sowie die Mitbewerbenden immer mehr. Deswegen fokussieren sich inzwischen mehr Unternehmen auf Social Commerce. Nebst der Bekanntheit wird dadurch auch das Vertrauen und die Wiedererkennung gesteigert.

Bereits die Hälfte aller Onlinehändler nutzt Social Commerce und verkauft somit über Social-Media-Kanäle. Insbesondere werden dabei die Plattformen Facebook (Marketplace) und Instagram (Shops) sowie neu TikTok (Shop) genutzt. Des Weiteren ist Social Commerce bereits für jeden fünften Onlinehändler umsatzrelevant.

 

8 Bestandteile von Social Commerce

Social Commerce kann aus den folgenden acht Bestandteilen bestehen:

  • Eine Social-Media-Plattform passend zur Zielgruppe,
  • ein Katalog mit Produkten und Produktgruppen,
  • die erfassten Produkte mit Bilder, Video, Beschreibung, Preis und weitere Konditionen,
  • Content Marketing und Inhaltsveröffentlichungen (organische Posts),
  • Social Ads (kostenpflichtige Werbemassnahmen),
  • Aufbau und Betreuung einer Community,
  • Interaktionen der Zielgruppe sowie dem
  • Kaufabschluss (Direct Checkout oder Weiterleitung zum eigenen Webshop).

Ergänzend dazu können weitere Bestandteile zu Social Commerce aufgezählt werden:

  • Bewertungen,
  • Rezensionen,
  • Empfehlungen,
  • Vergleichbarkeit,
  • Suchfunktion
  • Inspirationen,
  • Mitgestaltung von Produkten sowie
  • Schnittstellen zu anderen digitalen Massnahmen wie SEO, SEA und Blogging.

 

Kosten

Der Vorteil gegenüber Verkaufsplattformen wie Amazon ist, dass keine Verkaufsprovision bezahlt werden muss. Geld verdienen die Plattformen, wenn die Verkaufenden ihre Produkte auf der Social-Media-Plattform bewerben. Dabei können die Produkte mittels verschiedenen Formaten aus Text, Bild, Video und Ton vermarktet werden. Gezahlt werden muss dann meist für die Reichweite (CPM) oder pro Klick (CPC). Der Klickpreis wird in einem Auktionsverfahren ermittelt. Denn es gibt andere Unternehmen, welche auch Werbung für die gleiche Person/Zielgruppen schalten.

Wird aber die Direct Checkout-Funktion verwendet, werden die Social-Media-Unternehmen eine Abwicklungsgebühr dafür verlangen.

7 beliebte Social-Media-Plattformen für Social Commerce

 

Facebook Shops

Bei Facebook Shops können Produktkataloge angelegt werden. Wenn beispielsweise bereits Shopify oder WooCommerce verwendet wird, können die Produkte importiert und regelmässig synchronisiert werden. Ein weiterer Vorteil ist bei Facebook Shops, dass der Katalog bzw. die Collections mit den Produkten individuell gestaltet werden können. Des Weiteren hilft es, bei Facebook Shops verschiedene Produktkategorien für die Zielgruppen zu erstellen.

Die erfassten Produkte bei Facebook Shops können mittels unterschiedlichsten Formaten kostenpflichtig beworben werden. Zudem können die Produkte in den organischen Posts direkt mit den Produkten im Katalog markiert und verlinkt werden. Diese Beiträge mit Produktmarkierungen werden als Shoppable Posts bezeichnet.

 

Instagram Shopping

Für Instagram Shopping können die Produkte und der Katalog von Facebook Shops verwendet werden, sodass diese nicht erneut erfasst werden müssen. Bei den organischen Posts können die Bilder und Videos wie bei Facebook mit Produktmarkierung versehen werden. Dazu bietet Instagram Shopping diverse Formate der Shoppable Posts an. Die Produktmarkierungen können in den Posts, Storys, Reels und im Live gemacht werden. Beim Klick darauf können die Kaufenden das Produkt mit all seinen Informationen genauer anschauen. Anschliessend kann das Produkt gekauft oder zu den Favoriten hinzugefügt werden. Zusätzlich bietet Instagram Shopping an, die Produkte in einem Katalog zu präsentieren.

 

Pinterest Shopping

Pinterest ist ein umfangreicher Katalog und Suchmaschine für Produkte und Inspirationen. Mit Pinterest Shopping können Produkte direkt über Pinterest verkauft werden oder die Kundschaft wird zum eigenen Onlineshop weitergeleitet. Auch hier können Produkte schnell von Shopify oder WooCommerce synchronisiert werden.

Bei Pinterest kann eine Online-Pinnwand nach eigenen Interessen und Bedürfnisse automatisch oder selbst zusammengestellt werden. Jeder Pin besteht aus einem Hauptbild, einer Beschreibung, Hashtags, einem Preis und einem Link zur Produktdetailseite des eigenen Onlineshops.

Auf Pinterest suchen Personen nach Ideen und Inspirationen für Kleider, Mode, Essen, Kreationen, Autos und vieles mehr. Andererseits können Unternehmen für die unterschiedlichen Zielgruppen passende Pinnwände mit Produkten erstellen, welche so als Kataloge fungieren.

Werden die Produkte per Feed zu Pinterest hochgeladen, werden die Produkt-Pins automatisch generiert. Zudem werden die generierten Pins automatisch aktualisiert, wenn sich im Katalog etwas verändert wie die Beschreibung oder der Preis.

 

Snapchat Shopping

Snapchat setzt beim Social Commerce auf Augmented Reality-Technologie und auf Live-Shopping.

Snap AR-Shopping mit Shopping Lens: Beim AR-Shopping von Snapchat werden über das Smartphone-Display oder mittels einer AR-Brille die Produkte erlebbar gemacht. Snapchat nennt dieses Format Shopping Lens. Mit Shopping Lens können Artikel wie Brillen, Kleider, Make-up und Möbel virtuell in der realen Umgebung ausprobiert werden. Dazu werden die nötigen Produktinformationen wie Preis und Beschreibung angezeigt sowie in den eigenen Online-Shop verlinkt.

Catalog-powered Shopping Lens: Unternehmen können bei Snapchat ihre Produkte für das Augmented-Reality-Shopping in einem Katalog auflisten. Mehr zu Augmented Reality im E-Commerce findest du hier: 17 E-Commerce Trends 2022 – Augmented-Reality

Ergänzend dazu bietet Snapchat verschiedenste Werkzeuge wie das Lens Studio an. Damit können Unternehmen 3D-Modelle für jedes Produkt in ihrem Katalog kostenlos erstellen. Diese 3D-Ansichten können dann für das AR-Shopping bzw. Shopping Lens-Format genutzt werden.

Live-Shopping: Des Weiteren setzt Snapchat auf Live-Shopping. Vorgestellte Produkte können dann gleich angeschaut und bestellt werden. Wer will, kann die Produkte seiner Zielgruppe mittels Avatare und Bitmoijs vorstellen.

Scan: Mit Scan können bei Snapchat Produkte abfotografiert werden. Anschliessend werden die Produktbeschreibung, der Preis und eine Möglichkeit zum Bestellen angezeigt. Andererseits können mit der Funktion Scan die Produkte mittels AR erlebbar gemacht werden, QR-Codes gescannt oder sogar Rechenaufgaben gelöst werden.

 

TikTok Shop

TikTok ist derzeit einer der heissesten eCommerce Trends 2022 und darf bei einer Social Commerce-Strategie nicht fehlen. Bei TikTok Shop können Onlinehändler ihre Produkte hochladen und managen. Die Produkte werden dann in einem Katalog dargestellt, welcher die Nutzenden durchstöbern können. Die TikTok-Community kann dann über In-Feed-Videos, LIVE-Shopping und einen auf den TikTok-Profilseiten prominent platzierten Reiter für Produktpräsentationen direkt einkaufen. Die Nutzenden können dann direkt bei TikTok das gewünschte Produkt kaufen, ohne die App zu verlassen. Es kann auch eingerichtet werden, dass die Kundschaft in den eigenen externen Onlineshop weitergeleitet wird.

Derzeit ist Tiktok nur in den USA, Kanada, Vereinigtes Königreich, China, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam verfügbar.

Trotzdem kann im eigenen Profil der Kurzvideoplattform auf den eigenen Webshop verlinkt werden sowie das Produkt oder die Dienstleistung bekannt gemacht werden.

Abschliessend ist zu sagen, dass bei bezahlten Werbekampagnen derzeit der Werbefranken auf TikTok am effektivsten ist gegenüber den anderen bekannten Social-Media-Netzwerken.

 

Twitter Shops

Twitter Shops ist erst noch in den Anfängen und nur in den USA verfügbar. Trotzdem wird Twitter für Social Commerce als begleitende Massnahme genutzt. Dabei geht es eher um Image- und Bekanntheitsförderung. Eine weitere Möglichkeit mit Twitter ist, den Link zum eigenen Webshop zu veröffentlichen und so Traffic zu generieren.

 

YouTube Shopping

Mit YouTube Shopping können berechtigte Creator einfach Produkte aus ihren eigenen Shops auf YouTube bewerben. Dabei können die Produkte im Shop des eigenen Kanals präsentiert werden. Zudem können Produkte im Abspann von Videos aufgeführt oder in Videos und Livestreams (YouTube Live) getaggt werden. Zusätzlich können Produkte im Live-Chat angepinnt werden. Der Checkout findet dann im eigenen Onlineshop statt. Denn einen Direct Checkout gibt es bis anhin nur in den USA.

Hier geht’s zu den Voraussetzungen, um auf YouTube eigene Produkte bewerben und verkaufen zu können: Nutzungsvoraussetzungen

Folgende Shopsysteme werden von YouTube unterstützt: Unterstützte Plattformen und Händler und Unterstützte Shopping-Anbieter

Des Weiteren hat YouTube für sein Shopping eine Partnerschaft mit Shopify angekündigt: Partnerschaft mit Shopify

Direct Checkout

Mittels Direct Checkout kann die Kundschaft die Ware direkt auf der entsprechenden Social-Media-Plattform bestellen und bezahlen. Damit entfällt der Absprung zu einer externen Website, vornehmlich dem eigenen Onlineshop. Leider bieten noch nicht alle Social-Media-Kanäle diese Funktion an – und wenn, dann meist zuerst nur in den USA.

Der Direct-Checkout-Button hat den Vorteil, dass die Social-Media-Nutzenden für den Kauf Instagram oder Facebook nicht verlassen müssen. So wird der Online-Einkauf mittels Direct-Checkout schneller, effizienter und benutzerfreundlicher. Zudem kann ein Kaufabbruch durch das Weiterleiten auf eine Website verringert werden.

 

Live-Shopping auf Social Media

Live-Shopping ist ähnlich wie die Dauerwerbesendungen im Fernsehen. Ein Produkt und deren Nutzen wird live vorgestellt, welches direkt bestellt werden kann. Zusätzlich können bei Social Media die User direkt mit den Creators und dem Kanal interagieren.

Das Live-Shopping geschieht auf Social Media beispielsweise mit einem Live-Stream (Live-Übertragung). Da stellt eine Person, ein Avatar oder Bitmoijs das Produkt vor. Bei YouTube können die Produkte zusätzlich in den Live-Chat gestellt werden.

 

Shoppable Posts und Shoppable Ads

Bei Shoppable Posts oder Content werden Produkte direkt auf dem Foto oder im Video markiert. Die Nutzenden können dann direkt das Produkt mit der Beschreibung und dem Preis aufrufen. Ein Link führt dann zum externen Webshop, wenn Direct Checkout nicht angeboten wird. Auch die Social Ads können direkt zum Produkt verlinkt werden, sodass dieses mit wenigen Klicks gekauft werden kann.

 

Lohnt sich Social Commerce?

Onlinehändler sollten auf jeden Fall einen Test wagen, ob sich die Bekanntmachung und der Verkauf über Social Media lohnt. Denn die Veröffentlichung von Produkten mittels eines Kataloges oder einem Beitrags-Post ist kostenlos. Daher müsste nur für das Bewerben der Produkte oder der Dienstleistungen bezahlt werden. Wer dies nicht selber umsetzen möchte, kann  externe Unterstützung beziehen.

Für die Produkterfassung sollte ein Feed eingerichtet werden, sodass die Produkte regelmässig mit dem eigenen Shop synchronisiert werden. So müssen keine Produkte manuell erfasst und aktualisiert werden.

Beim Synchronisieren werden Daten wie Beschreibungen, Bilder, Videos, Preise und Lagerbestand übermittelt. Zudem bieten alle aufgezählten Social-Media-Plattformen wie Instagram und TikTok immer wieder neue Funktionen und Werbeformate für den Produktverkauf an. So wird es zukünftig noch einfacher und umfangreicher, Produkte mittels Social Commerce zu verkaufen.

Daher kann gesagt werden, mit etwas technischem Geschick und Aufwand lohnt es sich, Social Commerce zumindest auszuprobieren.

 

Vorteile und Nachteile von Social Commerce

Vorteile

  • Kostenlose Produktkataloge
  • Kostenlose Posts, um Produkte zu bewerben
  • Grosse Reichweite
  • Die Zielgruppe ist bereits da
  • Aufbau einer Community
  • Zusätzlicher Verkaufskanal
  • Produkterfassung kann automatisiert werden
  • Rezensionen
  • Empfehlungen
  • Interaktion mit der Zielgruppe (Likes, Shares, Kommentare, Diskussion, Fragen & Antworten)
  • Viele Anleitungen und Community, die beim Einrichten und Betreuen helfen

Nachteile

  • Glaubwürdigkeit von Social-Media-Plattformen ist gesunken
  • Schlechte Bewertungen mindern den Erfolg
  • Eingeschränkte Funktionen und Design gegenüber einem eigenen Webshop
  • Abhängigkeit von Social Media-Unternehmen
  • Kein Mitspracherecht bei der Weiterentwicklung des Social-Media-Plattform
  • Bei Problemen gibt es meist keine direkte Anlaufstelle
  • Abwicklungsgebühr bei einem Direct-Checkout

 

Fazit zu Social Commerce

Wenn Ressourcen vorhanden sind, sollte Social Commerce für Shop-Betreibende unbedingt ausprobiert werden. Zwar kann der Zeitaufwand für die Content-Erstellung und die Produkterfassung auf den Social-Media-Plattformen hoch sein. Dafür fallen für diese Medienform keine Kosten an. Erst wenn nebst den organischen Inhalten Werbeanzeigen geschaltet werden, kostet es. Diese sind aber gering verglichen mit den Kosten für TV, Radio und Plakatwerbung.

Wer sich für Social Commerce entscheidet, sollte ein Social-Commerce-Konzept sowie eine Social-Media-Strategie erstellen, wenn letzteres noch nicht gemacht wurde.

Dadurch ergibt sich auch, auf welchen Social-Media-Kanälen verkauft werden soll und ob genügend interne Ressourcen dafür vorhanden sind. Denn die meiste Zeit muss für die Inhaltserstellung aufgewendet werden. Zudem sollten die Unternehmen regelmässig aktiv auf Social Media sein. Das beudeutet, Inhalte veröffentlichen, selber liken und kommentieren sowie mit der Zielgruppe interagieren. Denn die Produkte verkaufen sich meist nicht von selbst.